Überrascht und begeistert von der unheimlich schönen und vielfältigen Landschaft, von soviel Gastfreundschaft und gutem Wetter fällt es schwer, einen Anfang für diesen Blogeintrag zu finden.
Die Grenze zu Kroatien passieren wir am 14. November: Total ins Gespräch vertieft stehen wir urplözlich vor der Grenze und müssen zum ersten Mal unsere Pässe vorzeigen. Ein „Interviewer“ kommt zu uns um nach dem woher und wohin zu befragen. Schnell merken wir, dass sein Interesse privater Natur ist. Er versteht einfach nicht WARUM wir diese Reise machen – er fragt bestimmt drei mal und wir sehen seinem Gesicht an, dass er nicht versteht, wie man aus freien Stücken von Deutschland nach China radeln kann.
Mit dem Zelten ist es so eine Sache. Die meisten Campingplätze haben geschlossen, zweimal haben wir aber das Glück trotzdem jemanden anzutreffen und erhalten dann die Erlaubnis unser Zelt umsonst auf dem Campingplatz aufzustellen. Mit dem Wildcampen ist es auch nicht immer einfach da zum Teil der Boden zu uneben und steinig ist. Wir kommen aber zwei mal in den Genuss ganz ohne Zelt unter freiem Himmel zu schlafen. Ein tolles Gefühl eingekuschelt im Schlafsack zu liegen, frische Luft um die Nase wehen zu haben und in den Sternenhimmel zu schauen. Wenn man dann morgens wieder die Augen öffnet kann man direkt den Sonnenaufgang beobachten. Die durch den Tau nassgewordenen Schlafsäcke trocknen in der aufgehenden Sonne recht schnell.
Teilweise müssen aber auch die Räder abgeladen und durch unwegsames Gelände getragen werden um einen sicheren und schönen Schlafplatzes zu kommen. Tim macht dann immer in Wild-West-Manier den Scout und schlägt sich durch die Büsche um irgendwann wieder auf die Strasse zu hüpfen und das Ergebnis zu verkünden.
Wenn man gar nichts für die Nacht finden kann, gehen wir auch immer mal wieder in ein Apartment. Aber eins zu finden, welches geöffnet hat und dann auch noch Gäste aufnimmt die nur eine Nacht bleiben wollen gestaltet sich auch nicht immer ganz einfach. Aber Tims Gesprächsopener „Dobar dan, wir sind Tim und Karina und sind mit Bambus-Fahrrädern aus Deutschland nach China unterwegs und schaffen es heute nicht mehr ganz und brauchen deshalb eine Unterkunft“ zieht oft. Oft ist es dann so, dass wir nicht nur ein Apartment bekommen sondern darüber hinaus noch zum Essen/Trinken eingeladen werden und in interessante Gespräche verwickelt werden.
Ansonsten nutzen wir zur Unterkunftssuche „Warmshowers“ und „Couchsurfing“ und sind davon besonders begeistert da man so zum einen sehr interessante Menschen trifft, zum anderen kostenlos Übernachten kann. An dieser Stelle Hvala Ivan (Cres) und Drazen (Split) das wir bei euch wohnen durften und jeweils 2 Tage eure wunderschönen Städte erkunden konnten. Wir sehen uns (mit Kletterzeug) wieder!
Die Landschaft fasziniert uns und ist eine hervorragende Ablenkung wenn es mal wieder steil bergauf geht. Zu dem ist es immer eine Moivation wenn vorbeifahrende Autofahrer hupen und winken und Passanten „Daumenhoch“ zeigen. Ein älterer Passant ruft uns lauthals “ Welcome to Croatia“ zu und von einem mir entgegen kommenden LKW-Fahrer erhalte ich neben Hupen und Lichthupe noch einem Fliegekuss. In Deutschland wird ausschliesslich gehupt, um möglichst deutlich und nervig ein Fehlverhalten offen zu legen während hier prophylaktisch gehupt wird um andere möglichst vorher zu informieren oder in unserem Fall einfach Freude zu bekunden und anzufeuern. Ausser man kommt in Städte. In Städten haben Menschen keine Zeit, sind genervt, müssen immer ganz schnell irgendwo hin, das ist auch hier nicht anders.
Bei einer kurzen Pause, in der wir eine Ziegenherde beobachten die gekonnt in den Felsen rumklettern, kommen zwei älter Damen zu uns. Die eine reißt jedem von uns ein großes Stück von dem selbst gebackenem Brot was sie dabei hat ab und sagt in gebrochenem Deutsch:“ hierr, iß! Brrot! Is guut“. Dazu schüttet sie uns noch ein paar Mandeln in die Hand. Sie hat recht, beides ist ausserordentlich lecker! Kleine Begegnungen, aber mit soviel Herzlichkeit, dass sie die Tage so schön machen. Ein Stück Brot kann so tatsächlich zu einem absoluten Highlight werden.
Bei unseren verschiedenen Gastgebern erfahren wir auch immer viel Gastfreundschaft. Wir werden zum Abendessen eingeladen – die leckersten Cevapicis, die wir je gegessen haben; dürfen reichlich selbst gemachten Kirschlikör und Slibovic kosten (etwas kritisch wenn man nach einer Tagestour Radfahren mit leerem Magen ankommt), bekommen zur Begrüßung Tee mit Keksen, am morgen einen warmen Kaffee usw. usw. – ich könnte die Aufzählung noch fortführen: Pfannkuchen, Tafelspitz…aber vielleicht reicht es auch schon um zu sehen wie unglaublich toll und herzlich wir hier versorgt werden.
Und die Fahrräder?
Wir haben inzwischen schon mehr als 2000 km auf dem Tacho und Tim hat bei einer grandiosen und sehr langen Abfahrt sein Rekord von über 70 km/h aufgestellt – falls jemand dachte Bambusrahmen mit reichlich Gepäck wären instabil. Pünktlich bei 2000 km hat Tim die Ketten gewechselt: Sven vom Fahrradcenter Harburg gab uns den Tip, alle 2000 km die Kette zu wechseln (wir haben je Rad insgesamt zwei) damit diese gleichmäßig altern um so die Ritzel zu schonen.
Mittlerweile haben wir schon etliche Schlaglöcher mitgenommen und sind weite Strecken auf sehr grober Schotterstrecke gefahren: Den Rädern macht das alles bisher überhaupt nichts aus.
Wir wünschen euch eine fröhliche Adventszeit!
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